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ZahlReich-Team
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Samstag, den 18. März, 2006 - 12:51: |
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Ist Sitzenbleiben gut für schlechtbenotete Schüler? Dies ist der Start unserer Diskussion bezogen auf unseren Newsletterbeitrag vom 18./19.3.2006. Auszug: Sollte man Schüler, deren Leistungen schwach sind lieber versetzen und fördern oder sitzenbleiben lassen? Wurden Bismarck, Churchill, Stoiber, Harald Schmidt oder die ehemalige Bundesbildungsministerin Bulmahn durch ihr Sitzenbleiben gefördert oder nicht? Das RWI (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) in Essen hat eine Studie veröffentlicht, die besagt, "dass 'Sitzenbleiber' durchschnittlich eine um fast 50 Prozent höhere Chance haben, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen als vergleichbare Mitschüler, die immer versetzt wurden". Dagegen fordern mehr und mehr Politiker eine Abschaffung des Sitzenbleibens und stattdessen eine Förderung der schlechtbenoteten Schüler, da dies Kosten spare und es uns von den erfolgreichen PISA-Ländern so vorgemacht wird. Was sind deine Erfahrungen oder Meinungen dazu? |
Mythos2002 (Mythos2002)
Senior Mitglied Benutzername: Mythos2002
Nummer des Beitrags: 1769 Registriert: 03-2002
| Veröffentlicht am Samstag, den 18. März, 2006 - 13:38: |
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Hallo! Ich habe mit dem NICHT-Versetzen in meinem Umfeld (eigene Kinder und Nachhilfeschüler) bisher immer nur gute Erfahrungen gemacht! Im Wiederholungsjahr stiegen die Leistungen meist sprunghaft an, weil dem Schüler auf Grund seiner "Erfahrung" und fortgeschrittener Reife sofort Erfolgserlebnisse zuteil wurden und damit ein großer Motivationsschub erfolgte! Nachdem das Sitzenbleiben auch keine "Schande" mehr darstellt, sind auch auf psychischem Gebiet keine bleibende Nachwirkungen zu befürchten. Conclusio: Wenn's manchmal nicht nützt (z.B. wegen permanenter Faulheit), kann es eigentlich nur Vorteile bringen. Gr mYthos |
Marco
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Samstag, den 18. März, 2006 - 14:15: |
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mir selbst hat es nicht geschadet, bin in der 9. sitzengeblieben. |
DorisC
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Sonntag, den 19. März, 2006 - 14:11: |
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Interessant was in der TAZ vom 9.9.04 dazu stand: "Mündlich hört sich die Fertig'sche "Sitzenbleiben ist geil"-These viel weicher an. "Entgegen der allgemeinen Vorstellung", so erläutert der junge Forschungskoordinator des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, "kann Sitzenbleiben einer Teilgruppe der Betroffenen etwas bringen." Und zwar gehe es um solche Schüler, die sich im Nachhinein als Spätentwickler charakterisierten. Es handele sich dabei um 20 Prozent von insgesamt 300 Sitzenbleibern, deren Daten Fertig untersucht hat." http://www.taz.de/pt/2004/09/09/a0115.1/text.ges,1 |
Julia Backhausen
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Sonntag, den 19. März, 2006 - 14:53: |
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PUNKT 1 Die Schule ist in erster Linie nicht zur Wissensvermittlung gedacht, sondern eher zur Vermittlung der verschiedensten Kompetenzen. Der Erwerb von Wissen spielt eine untergeordnete Rolle. Die Versetzung wird aber nur an dem Erwerb von Wissen festgemacht, also eigentlich an der falschen Sache. Durch Sitzenbleiben bekommt man die Möglichkeit weitere Kompetenzen zu erwerben, aber man erhält nicht unbedingt mehr Wissen. Die Wissensvermittlung klappt viel besser in Nachhilfekursen, im Selbststudium, bei den Hausaufgaben als in der Schule. PUNKT 2 Wenn das derzeit praktizierte Sitzenbleiben in jedem Fall Sinn machen würde, dann müsste es auch Sinn machen, Lehrer an der Universität, die alle in zwei Fächern Staatsexamen machen müssen, beim Durchfallen in einem der beiden Fächer auch das andere wiederholen zu lassen. Das macht man aber regelmäßig nicht. Ebenso wäre es dann sinnvoll beim Nicht-Erhalt von mehr als einer bestimmten Anzahl Scheinen in einem Semester an der Uni die Studenten alle Vorlesungen und Klausuren dieses Semesters wiederholen zu lassen. Das macht man auch nicht. Bei dem Vergleich mit der Uni sieht es jeder ein, dass erneutes Aufnehmen von Wissen, dass man schon erfolgreich erworben hat, sinnlos ist. Genauso sinnlos ist es, wegen Schwierigkeiten in Mathematik und Physik einen Schüler noch einmal trotz unter Umständen großem Erfolg Deutsch, Englisch, Biologie und Sport machen zu lassen! Mein Vorschlag: Jahrgangsübergreifender Mathematikunterricht. An einer Schule findet der gesamte Matheunterricht der Schule jeden Tag in der vierten Stunde statt. Jeder Schüler besucht den Matheunterricht der seinen Fähigkeiten entspricht, manche schon zwei Jahre im Voraus, manche eben zwei Jahre im Hintertreffen. Aber wozu immer wieder den ganzen anderen Kram durch sitzenbleiben wiederholen, wenn man nur in Mathe Probleme hat?! [Das Problem des erhöhten Lehrerbedarfs lässt sich durch Zusammenarbeit von mehreren Schulen lösen!] |
DorisC
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Sonntag, den 19. März, 2006 - 15:40: |
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"Die Schule ist in erster Linie nicht zur Wissensvermittlung gedacht,..." Ich denke Schule sollte nicht in erster Linie zur Wissensvermittlung gedacht sein! Von den Kultusministerien abwärts sieht man Unterricht als reine Wissensvermittlung an - entsprechend vollgestopft sind die Lehrpläne. "An einer Schule findet der gesamte Matheunterricht der Schule jeden Tag in der vierten Stunde statt." Gute Idee! Es würde aber schon ausreichen, wenn jeweils eine Klasse einer jeden Jahrgangsstufe zur gleichen Zeit Unterricht hätte. |
Christian_s (Christian_s)
Senior Mitglied Benutzername: Christian_s
Nummer des Beitrags: 2042 Registriert: 02-2002
| Veröffentlicht am Sonntag, den 19. März, 2006 - 19:43: |
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Genauso sinnlos ist es, wegen Schwierigkeiten in Mathematik und Physik einen Schüler noch einmal trotz unter Umständen großem Erfolg Deutsch, Englisch, Biologie und Sport machen zu lassen! Mein Vorschlag: Jahrgangsübergreifender Mathematikunterricht. An einer Schule findet der gesamte Matheunterricht der Schule jeden Tag in der vierten Stunde statt. Jeder Schüler besucht den Matheunterricht der seinen Fähigkeiten entspricht, manche schon zwei Jahre im Voraus, manche eben zwei Jahre im Hintertreffen. Aber wozu immer wieder den ganzen anderen Kram durch sitzenbleiben wiederholen, wenn man nur in Mathe Probleme hat?! Ich glaube den Vorschlag habe ich noch nicht so richtig verstanden Wie genau soll das funktionieren? Also was muss ein Schüler denn dann beim Abitur können? Ich meine was passiert wenn jemand schlecht in Mathe ist und auch nichts tut um sich zu verbessern? Ist der dann irgendwann in Deutsch in der 13. Klasse und in Mathe in der 5.? Kann er dann Abi machen oder muss er in Mathe alles aufholen? MfG Christian |
Mainziman (Mainziman)
Senior Mitglied Benutzername: Mainziman
Nummer des Beitrags: 1529 Registriert: 05-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 20. März, 2006 - 13:40: |
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Na, er darf erst antreten, wenn mit allen Fächern auf selben Level ist; es sei denn - hier sollte dringendst eine Bildungsreform her - er macht ein Fachabi und verpflichtet sich die Fächer, während des Studiums nachzuholen; Sitzenbleiben hat nämlich auch eine soziale Komponente, zum einem bekommt der Lehrer für "Herbstarbeit" extra bezahlt und zum anderen hat der Schüler 1 Jahr länger kein Einkommen und bei den heutigen Diskussionen um die Zukunft des Pensionssystems womöglich auch keine Rente ... Mainzi Man, ein Mainzelmännchen-Export, das gerne weiterhilft oder auch verwirren kann *ggg*
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Kiwi
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Montag, den 20. März, 2006 - 13:51: |
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Also ich finde sitztenbleiben ist das nicht gut und ich bin dafür, dass es abgeschafft wird. Es gibt sicherlich einige Fälle bei denen das was gebracht hat und die sich dadurch verbessert haben, ABER es gibt sicherlich genausoviele, wenn nicht sogar mehr, bei denen das nichts bringt und die total unglücklich damit sind aus ihrer gewohnten Klassengemeinschaft rausgerissen wurden. Zum Vorschlag von Julia: An sich keine schlechte Idee, aber was ist mit den Schüler, die keine Probleme in Mathe haben, sondern in Enlisch? Oder Französisch? oder Bio? oder Deutsch? Das wäre den Schülern gegenüber ziemlich ungrecht, dass nur die mit Matheproblemen eine Sonderbehandlung bekommen. Und in Klassen die gleichen Fächern zu unnterrichten ist kaum möglich. Mein Vorschlag: Es sollte pro Woche einig Intensivierungsstunden geben in denen die Lehrer sich die Schüler unterrichten die Probleme in dem Fach haben. Das kann ruhig klassen- oder jahrgangsübergreifend sein. Der Schüler kann auch direkt auf einen Lehrer zugehen wenn er Probleme hat. |
Tux87 (Tux87)
Senior Mitglied Benutzername: Tux87
Nummer des Beitrags: 622 Registriert: 12-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 20. März, 2006 - 19:57: |
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Zum Vorschlag von Julia: Der Vorschlag ist an sich ja ganz gut und in der Umsetzung könnte es theoretisch gesehen auch möglich sein -- sicherlich gibts da noch ein paar Dinge zum perfektionieren (gibts ja schließlich immer)... Meine Bedenken in dieser Hinsicht liegt bei den Schülern und deren Motivation zu lernen: Was wäre denn, wenn jeder selbst sagen könnte, was er weiß und welchen Unterricht er in Mathe (oder irgendeinem anderen Fach) machen will - dann gibt es die, die lernen wollen und demzufolge auch arbeiten und es gibt die, die dann sagen: "Geil, Mama und Papa finanzieren mir noch die nächsten 15 Jahre - bin ja schließlich noch in der Schule und dann mal sehen..." Ich denke, dass man sowas viel zu sehr ausnutzen würde und das man als Schüler auch einen gewissen Druck braucht um weiterzukommen. Schlecht ist es dann nur für solche die wollen, aber aus irgendeinem Grund nicht können. Dafür würden sich die Intensivierungskurse (Vorschlag von Kiwi) anbieten - jedoch was ist dann wieder mit denen, die eigentlich keine Probleme haben - wenn man die Intensivierung verpflichtend macht, sind diese dann wieder genervt, weil sie "sinnlos" rumsitzen müssen und wenn man sie teilweise verpflichtend macht, fühlen sich einige benachteiligt. Wenns keine Verpflichtung gibt, ist der Lehrer (leicht übertrieben betrachtet) dann allein beim Unterricht... Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr - doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt... mfG Tux
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DorisC
Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Dienstag, den 21. März, 2006 - 10:22: |
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Ein Kritikpunkt am deutschen Schulsystem ist doch, dass Leistung nicht zÜhlt. Die Leistung eines SchÜler z.B. der flieÜend Englisch spricht, findet sich auf der Notenskala zwischen 1 und 6 nicht wirklich wieder, selbst wenn er die Note 1 bekÜme, was hÜufig nicht der Fall ist (die mÜndliche Mitarbeit, die nicht sorgfÜltig genug gemachten Hausaufgaben, Aufgaben so gemacht wie vom Lehrer gefordert, aber nicht gemeint, Synonyme verwandt, die dann Fehler sind ...). Das hat mein Sohn so erlebt und das ist auch gerade aktuell die Kritk der DESI Studie am Englischunterricht. Die Tochter von australischen Freuden, die einge Jahre in Deutschland lebten, konnte nach ihrer RÜckkehr nach Australien ihre DeutschprÜfung frÜher machen und dann zwei Jahre lang anstelle des Unterrichts Vorleseungen an der Uni besuchen. Genauso konnte mein Sohn in der International School, die er besuchte am Mathe- und Englischunterricht der hÜheren Klasse teilnehmen, weil der Unterricht der FÜcher aller Klassensstufen gleich orgenisiert war: 1.Stunde - Englisch 2.Stunde - Englisch 3.Stunde - Mathe Mein jÜngerer Sohn (Legastheniker) hat im Fach Englisch, den Unterricht einer niedrigen Klassenstufe besucht, weil er anfÜnglich langsamer lernte, als der Stoff dann eingeholt war, wechselte er in die nÜchsthÜhere Klasse und hat dann da auf seinem Niveau weitergearbeitet. An der Schule gab es ein Spiralcurriculum und somit einen systematischen Aufbau von Wissen und KÜnnen. Den Gleichschritt aller SchÜler, wie an deutschen Schulen Üblich, hÜtte kein Lehrer wirklich zu fordern gewagt und entsprach auch nicht der Schulphilosophie. Man kÜnnte die PrÜfung vorziehen, wie in Australien, aber die SchÜlern, die etwas wirklich kÜnnen auch auf einem ganz anderen Anforderungsniveau unterrichten. Und umgekehrt, mit den SchÜlern, die etwas noch nicht kÜnnen, meist weil sie faul waren und/oder mit einem Lehrer nicht zurechtgekommen sind, den Stoff wiederholen. |
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