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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4865 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Freitag, den 11. März, 2005 - 12:17: |
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Hi Walter, Zum Thema Drehungen im R3 könnten die folgenden Ausführungen, die ich vor 4 ½ Jahren in dieses Forum stellte, nützlich sein. Auffrischung in solchen Dingen kann nichts schaden! Anschließend können wir damit vielleicht auch das Problem der Winkelhalbierungsebenen mit einem neuen Verfahren lösen. Um Drehungen im Raum um eine Achse g rechnerisch ausführen zu können, verwenden wir ein wirksames Verfahren, das von Arthur Cayley (1821 - 1895) stammt. Die Cayleyschen Formeln gestatten es, die (3,3)-Matrix A einer Drehung aus einem Vektor in der Drehachse g und dem Drehwinkel omega zu ermitteln. Wir geben die Elemente aik von A einzeln an ; anschließend zeigen wir das Verfahren an einem numerischen Beispiel. Vorausgesetzt wird, dass die Drehachse durch den Nullpunkt O des orthonormierten Koordinatensystems geht und der Drehwinkel omega von 180° verschieden ist. Einen Richtungsvektor von a normieren wir so, dass sein Betrag mit dem Tangens des halben Drehwinkels übereinstimmt (!). Die Koordinaten dieses so normierten Vektors seien mit a1, a2, a3 bezeichnet. Es gilt also wurzel (a1 ^ 2 + a2 ^ 2 + a3 ^ 2) = [ tan ( omega / 2 ) ] In jedem Element der Drehmatrix A steht als Nenner der Term N = 1 + a1 ^ 2 + a2 ^ 2 + a3 ^ 2 Die neun Elemente von A sind: a11 = (1 + a1^ 2 - a2 ^ 2 - a3 ^ 2 ) / N a12 = 2 * ( a1 * a2 - a3 ) / N a13 = 2 * ( a1 * a3 + a2 ) / N a21 = 2 * ( a1 * a2 + a3) / N a22 = ( 1 - a1 ^ 2 + a2 ^ 2 - a3 ^ 2 ) / N a23 = 2 * ( a2 * a3 - a1 ) / N a31 = 2 * ( a1 * a3 - a2 ) / N a32 = 2 * ( a2 * a3 + a1 ) / N a33 = ( 1 - a1 ^ 2 - a2 ^ 2 + a3 ^ 2 ) / N Ein Beispiel Achse durch O Rotation um die Achse mit Richtungsvektor {1,1;1} , Drehwinkel omega = 120° Der Vektor hat den Betrag wurzel(3); dieser Wert stimmt mit tan [omega / 2] = tan (60°) überein. Der Vektor mit a1 = a2 = a3 = 1 ist somit schon richtig normiert. Man erhält nach leichter Rechnung gemäß der angegebenen Formeln die Drehmatrix A ( Nenner N = 4 ): Erste Zeile 0 0 1 Zweite Zeile 1 0 0 Dritte Zeile 0 1 0 Die Abbildungsgleichungen dieser Rotation lauten für P(x/y/z) als Originalpunkt und P'(x'/y'/z') als Bildpunkt: x' = z y' = x z' = y Anmerkung Mit Hilfe des folgenden Satzes können wir leicht unser Resultat überprüfen Der Satz lautet : Jede orthogonale Matrix A = [aik] mit det(A) = +1 stellt eine Drehung dar. Den Drehwinkel omega erhält man mit der Formel cos (omega) = ( s - 1 ) / 2 , wobei s die Spur der Matrix darstellt: s = a11 + a22 + a33. Die Rotationsachse hat die Richtung der Eigenvektoren, welche zum Eigenwert lambda = 1 der Matrix gehören. Bekanntlich heißt eine Matrix orthogonal, wenn das skalare Produkt je zweier Zeilenvektoren null und die Beträge aller Zeilenvektoren eins sind Eine Matrix, welche nach Zeilen orthogonal ist , ist eo ipso nach Kolonnen orthogonal. Unabhängig vom Wert s hat eine solche Drehmatrix A stets den Eigenwert 1, wie man sich leicht überzeugen kann. In einer Fortsetzung gehe ich auf unser Problem mit der Winkelhalbierungsebene ein Mit freundlichen Grüssen H.R.Moser,megamath |
Mainziman (Mainziman)
Senior Mitglied Benutzername: Mainziman
Nummer des Beitrags: 1184 Registriert: 05-2002
| Veröffentlicht am Freitag, den 11. März, 2005 - 18:22: |
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Hallo Megamath sieht mächtig kompliziert aus; sehe ich es richtig, daß hier auch sowas wie die Korkenzieherregel was die Drehrichtung in Relation zum Vektor (der Drehachse) angeht, gilt? Gruß, Walter Mainzi Man, ein Mainzelmännchen-Export, das gerne weiterhilft oder auch verwirren kann *ggg*
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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4878 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 14. März, 2005 - 16:30: |
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Hi Walter. Deine Bemerkung bezüglich der Korkzieherregel trifft zu, Prosit. Im Richtungsvektor a, den wir nach der angegebenen Vorschrift ermitteln, steckt alles Nötige drin. Die Methode von Cayley ist nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick aussieht. Sie wird in der Praxis als wichtiges Hilfsmittel öfter benützt. Ein CAS kann da recht hilfreich sein. Liegt die Abbildungsmatrix fertig vor, stehen Dir einige Kontrollmöglichkeiten zur Verfügung. Möchtest Du noch ein Anwendungsbeispiel sehen? Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath |
Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4879 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 14. März, 2005 - 16:51: |
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Hi Walter Eine Reminiszenz: Gegeben wird die Drehung durch den Richtungsvektor a der Drehachse g, welche durch den Nullpunkt O geht und den Drehwinkel phi. (die Pfeile bei den Vektoren seien hier weggelassen) Es ist zweckmässig, phi mit a folgendermassen zu verschmelzen: a wird so normiert, dass der Betrag von a mit tan (½ phi) übereinstimmt; phi = 180° ist dabei auszuschliessen. Ist P ein Originalpunk und P´ der zugehörige Bildpunkt bei dieser Drehung, so sollen die Vektoren OP, OP´ und a in dieser Reihenfolge eine Rechtsschraube bilden. MfG H.R.Moser,megamath |
Mainziman (Mainziman)
Senior Mitglied Benutzername: Mainziman
Nummer des Beitrags: 1202 Registriert: 05-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 14. März, 2005 - 18:28: |
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Hallo Megamath klar, mit einem CAS ist man bestens ausgerüstet; Soweit komm ich mit der Drehmatrix zu Rande; Wie man diese Drehformel herleitet ist mir ein Rätsel? Gruß, Walter Mainzi Man, ein Mainzelmännchen-Export, das gerne weiterhilft oder auch verwirren kann *ggg*
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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4882 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Dienstag, den 15. März, 2005 - 16:15: |
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Hi Walter Wenn bei mir privat und geschäftlich einmal etwas ruhigere Zeiten eintreten sollten, werde ich Dir ein kleines Privatissimum bezüglich Cayley geben, indem ich Dir in mehreren Schritten einen Beweis dieser famosen Formel vorführe. Ich bitte um etwas Geduld. Damit wir erleben, wie die Formel in praxi funktioniert, komme ich auf die ursprüngliche Aufgabe zurück, welche diesen Exkurs zu der Drehformel überhaupt auslöste. Gegeben sind die Ebenen W und E1,welche beide durch den Nullpunkt gehen. Ebene W : x + 4 y - z = 0 Ebene E1: 4 x + y + 2 z = 0 Die Schnittgerade g beider Ebenen ist somit eine Ursprungsgerade mit der Parameterdarstellung x = - 3 t ; y = 2 t ; z = 5 t wie man leicht nachrechnet. Man drehe die Ebene E1 mit g als Drehachse um den Winkel omega = 2 * phi, wobei phi der Winkel zwischen den Ebenen E1 und W ist. Das Ergebnis sie die Ebene E2 Aufgabe: Man ermittle mit Cayley eine Gleichung von E2. Starthilfen: tan(phi) = sqrt (19/2) Vektor a = {-3/2; 1 ; 5/2} Elemente in der Hauptdiagonalen der Drehmatrix A: a11 = - 8/21; a22 = - 13/21; a33 = 8/21 Erste Tranformationsgleichung (mit der 1.Spalte von A): x = - 8/21 X + 4/21 Y - 19/21 Z und so weiter und so fort. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath |
Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4883 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 16. März, 2005 - 06:34: |
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Hi allerseits Weitere Zwischenresultate sind: Abbildungsmatrix (Drehmatrix) A nach Cayley: A:= matrix([[-8/21,-16/21,-11/21],[4/21,-13/21,16/21],[-19/21,4/21,8/21]]); Spur s von A: s = -8/21-13/21 +8/21 = -13/21 Daraus cos(omega) = ½(s-1) = - 17/21 Mit der Halbwinkelformel für die Cosinusfunktion kommt: cos phi = cos (½ oh mega) = wurzel {½ [1+cos(omega)]} = sqrt(2/21), wie es sein muss. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath |
Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4884 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 16. März, 2005 - 09:27: |
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Hi allerseits Zum Abschluss dieser Drehungsaufgabe im R3 sollen noch die drei Abbildungsgleichungen, die man der Abbildungsmatrix A Spalte um Spalte entnehmen kann, notiert werden. Die Koordinaten des Bildpunktes P* von P(x/y/z) sollen mit X,Y,Z bezeichnet werden. Dann gilt: x = - 8/21 X + 4/21 Y - 19/21 Z y = - 16/21 X – 13/21 Y + 4/21 Z z = - 11/21 X + 16/21 Y + 8/21 Z Setzt man diese Werte für x,y,z in die Gleichung der Ebene E1: 4 x + y + 2 z = 0 ein, so erhält man stante pede die Gleichung der gesuchten Ebene E2 : - 10 X + 5 Y – 8 Z = 0 Damit ist das Problem der Winkelhalbierungsebenen von allen Seiten beleuchtet und von mir aus abgeschlossen. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath |
Mainziman (Mainziman)
Senior Mitglied Benutzername: Mainziman
Nummer des Beitrags: 1204 Registriert: 05-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 16. März, 2005 - 09:55: |
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Hallo Megamath Perfekt auffallend dabei: man bekommt gleich die "richtige" Orientierung des Normalvektors der Ebene E2; gespannt bin ich auf die Herleitung der Drehformeln von Cayley; Gruß, Walter Mainzi Man, ein Mainzelmännchen-Export, das gerne weiterhilft oder auch verwirren kann *ggg*
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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4886 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 16. März, 2005 - 17:22: |
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Hi Walter Danke für die Würdigung meiner Ausführungen! Ich versuche, heute noch mit der Herleitung zu beginnen, indem ich Hilfsformeln aus der GONIOMETRIE bereitstelle und den Weg skizziere. Die Herleitung stelle ich in einen besonderen Sektor unter den Titel „Herleitung der Drehformeln von Cayley“. In den Vorlesungen wird in der Regel eine ganze Stunde nur für die Herleitung benötigt. Dies bedeutet, dass mein Beitrag in mindestens drei Teile zerfallen wird. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath |
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