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Kratas (Kratas)
Erfahrenes Mitglied Benutzername: Kratas
Nummer des Beitrags: 156 Registriert: 12-2002
| Veröffentlicht am Dienstag, den 27. Juli, 2004 - 22:16: |
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Hallo alle zusammen, kann mir jemand von euch erklären,was ein Körper ist bzw. ein Ring ? (Definition wäre auch schön) Würde mich auch über mehrere (einfache) Beispiele freuen. Danke im Voraus Kratas |
Christian_s (Christian_s)
Senior Mitglied Benutzername: Christian_s
Nummer des Beitrags: 1449 Registriert: 02-2002
| Veröffentlicht am Dienstag, den 27. Juli, 2004 - 22:54: |
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Hallo Kratas Die Definition ist prinzipiell nicht sonderlich schwer, Beweise sind am Anfang jedoch gewöhnungsbedürftig. Wir starten mal mit einem Ring: Zunächst einmal seien auf einer (beliebigen) Menge R zwei Operationen definiert, die wir mit "+" und "*" bezeichnen. Wir nennen sie wie gewöhnlich Addition und Multiplikation. Wir nennen R einen Ring, falls folgende Eigenschaften gelten. Bei der Addition: R ist abgeschlossen unter der Addition. Sind a und b aus R, so ist auch a+b aus R. Es gilt das Assoziativgesetz: a+(b+c)=(a+b)+c Es gilt das Kommutativgesetz: a+b=b+a Es existiert ein neutrales Element e: Man nennt ein Element e neutral, wenn für alle a aus R gilt: a+e=a Zu jedem a aus R existiert ein inverses Element -a mit a+(-a)=e Nun zur Multiplikation. R ist abgeschlossen unter der Multiplikation, d.h. sind a,b aus R, so ist auch a*b aus R. Es müssen die beiden Distributivgesetze gelten, d.h. a*(b+c)=a*b+a*c und (a+b)*c=a*c+b*c In Ringen muss das Kommutativgesetz nicht gelten, von daher sind wirklich beide Distributivgesetze zu überprügen! Außerdem muss noch das Assoziativgesetz gelten, also a*(b*c)=(a*b)*c Gelten alle diese Dinge, so ist R ein Ring. Wir nennen den Ring kommutativ, falls bei der Multiplikation noch das Kommutativgesetz gilt: a*b=b*a Wir nennen R einen Ring mit Eins, wenn ein Einselement 1 (nicht zu verwechseln mit der "normalen" 1) in R existiert mit der Eigenschaft 1*a=a für alle a in R. Soviel zum Ring. Damit ist die Definition eines Körpers nicht mehr schwer. Sei K ein kommutativer Ring mit Eins. Existiert zu jedem Element a ein inverses Element a-1 mit a*a-1=1, so ist K ein Körper. Hier ein paar Beispiele. Die Menge der ganzen Zahlen ist mit der gewöhnlichen Addition und Multiplikation ein Ring. Warum ist Z kein Körper? Q,R,C sind alles Körper. Nun mal ein paar Aufgaben zum üben. 1) Zeige folgende Eigenschaften von Ringen: Seien a,b aus R, R sei ein Ring i) a*e=e*a=e ii) a*(-b)=(-a)*b=-(a*b) iii) (-a)*(-b)=a*b 2) Sei R ein Ring. Ist a ein beliebiges Element aus R, so gilt nicht nur a+e=a, sondern auch e+a=a. 3) Sei R ein Ring mit Eins. Zeige: Das neutrale und das Einselement sind eindeutig bestimmt. Hat R außerdem noch mindestens 2 Elemente, so gilt 1¹e. MfG Christian |
Niels2 (Niels2)
Senior Mitglied Benutzername: Niels2
Nummer des Beitrags: 1194 Registriert: 06-2001
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 28. Juli, 2004 - 09:04: |
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Die von Christian für die Addition in einem Ring definierten Eigenschaften lassen sich auch noch zusammenfassen: (R,+) ist eine abelsche Gruppe. weitere Aufgaben: Sei K ein belibiger Körper.Zeige: Für alle a,b aus K gilt: ab=0<=>a=0 oder b=0 Man beweise die "Bruchrechenregeln": a)(a/b)=(c/d)<=>ad=bc b)(a/b)+(c/d)=((ad+bc)/bd) c)(a/b)*(c/d)=(ac/bd) d)(a/b): (c/d)=(ad/bc) für c ungleich 0 Man beweise: Q ist ein Körper Man beweise: Q*sqrt(2)={a+b*sqrt(2)|a,b aus Q} ist ein Körper. wie viele Elemente muss ein Körper mindestens haben?(Was wäre also der "kleinste Körper"?) mfg N. |
Kratas (Kratas)
Erfahrenes Mitglied Benutzername: Kratas
Nummer des Beitrags: 157 Registriert: 12-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, den 12. August, 2004 - 18:47: |
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Hallo , so hab nach langer Pause *g* mal heute die Aufgaben probiert,aber erstmal vielen Dank an euch beide für die Erklärungen .Die Beweise sind wirklich nicht so einfach ...@Christian: Ii) ich habes so versucht: ae =(a+e)e ae = ae + ee ae = ae + e ae - ae = e a(e+(-e))=e a(e)=e bei denen anderen frag ich mich,ob man vorher noch was "definieren" muss z.B. -b= (-1)*b o.ä. bei II) hab ich mir einfach gedacht,dass man diesen Satz aus dem Kommutativgesetz ableiten kann. zu III) Wenn das neutrale Element nicht eindeutig bestimmt wäre, es z.B. ein n.E. f gäbe, dann müsste nach den gegebenen Gesetzen gelten: e + f = e f + e = f e+f = f+e =>e = f Dementsprechend: angenommen ein anderes Einselement wäre 1',dann gilt: 1'*1= 1 1*1'=1' usw. Den letzten Teil bei III kann ich allerdings nicht zeigen. Viele Grüße und nochmals danke für eure Hilfe Kratas |
Christian_s (Christian_s)
Senior Mitglied Benutzername: Christian_s
Nummer des Beitrags: 1458 Registriert: 02-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, den 12. August, 2004 - 19:58: |
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Hallo Zu 1i) Vorsicht! Du rechnest hier mit ee=e, das setzt aber voraus, dass 1i) schon stimmt! Mach es folgendermaßen: ae=a(e+e)=ae+ae <=> e=ae Analog der Fall ea. bei denen anderen frag ich mich,ob man vorher noch was "definieren" muss z.B. -b= (-1)*b o.ä. Nein, mit "-b" ist das additive Inverse von b gemeint. Du kannst beweisen, dass (-1)*b=-b gilt. Das folgt aus 1ii). Wir beweisen 1ii): a*b+a*(-b)=a*(b-b)=a*e=e Also ist a*(-b) das Inverse von a*b. Da das Inverse eindeutig bestimmt ist(siehe 3), gilt a*(-b)=a*b. Analog (-a)*b+a*b=e. iii) Hier benutzen wir ii) (-a)*(-b)=-(a*(-b))=-(-(a*b))=a*b [Das Inverse vom Inversen ist wieder das Element selbst] Bei 2 ist alles richtig. Bei 3) auch Fehlt nur noch der Teil mit 1¹e. Angenommen 1=e und R habe mindestens zwei Elemente. Dann existiert ein Element a¹e=1. Es folgt 1*a=a. Außerdem aber nach Aufgabe 1): e*a=e. Das ist ein Widerspruch, denn es muss 1*a=e*a gelten, weil 1=e ist. Also muss R weniger als 2 Elemente enthalten. MfG Christian
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Kratas (Kratas)
Erfahrenes Mitglied Benutzername: Kratas
Nummer des Beitrags: 158 Registriert: 12-2002
| Veröffentlicht am Samstag, den 14. August, 2004 - 13:37: |
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@Christian: Thx,wieder mal alles verstanden @Niels: Wie soll man denn beweisen,dass Q ein Körper ist ? Ich selber weiß wohl,dass allgemein das Produkt zweier rationaler Zahlen wieder eine rationale Zahl ist,aber wie soll man diese Abgeschlossenheit denn zeigen ? Genauso bei den Gesetzen... Gruß Kratas |
Ingo (Ingo)
Moderator Benutzername: Ingo
Nummer des Beitrags: 959 Registriert: 08-1999
| Veröffentlicht am Samstag, den 14. August, 2004 - 18:42: |
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Wo liegen denn genau deine Schwierigkeiten, Kratas? Q ist die Menge aller Brüche und dafür kennst Du sicherlich die Rechenregeln. Viel mehr ist bei dem Beweis nicht anzuwenden. Beispiel Kommutativität: a/b + c/d = (ad)/(bd) + (bc)/(bd) = (ad+bc)/bd c/d + a/b = (bc)/(bd) + (ad)/(bd) = (bc+ad)/bd Da in IN das Kommutativgesetz gilt, sind die Ergebnisse dieselben.
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Niels2 (Niels2)
Senior Mitglied Benutzername: Niels2
Nummer des Beitrags: 1225 Registriert: 06-2001
| Veröffentlicht am Sonntag, den 15. August, 2004 - 10:18: |
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Hi Kratas, Ingo hat recht. Wenn du die "Bruchrechenregeln" erstmal beweiesen hast sind die Körpereigenschaften von Q so gut wie durchgerechnet. Der rest folgt dann mit den Rechengesetzen und Rechenregeln der natürlichen Zahlen. N. |
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