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Tiffany (t_l)
Mitglied Benutzername: t_l
Nummer des Beitrags: 21 Registriert: 01-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 03. Juni, 2002 - 06:44: |
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Hallo, Ich habe ein erschreckend einfach aussehendes Problem, das mich aber richtig auf die Palme bringt: In einer Urne seien unendlich viele Kugeln, jede n-te ist schwarz, die restlichen weiß. In einem Durchgang beginne ich nun, nacheinander Kugeln aus der Urne zu ziehen. Frage: > Nach im Mittel wievielen Versuchen ziehe ich eine schwarze Kugel? Klingt trivial, aber ich kenne einige Leute, die sagen es wären n Versuche, andere meinen n/2 Versuche. Wiederum andere meinen, beim ersten Durchgang n/2, bei allen weiteren n ! Was ist denn nun richtig?! Tiffany |
orion (orion)
Erfahrenes Mitglied Benutzername: orion
Nummer des Beitrags: 248 Registriert: 11-2001
| Veröffentlicht am Montag, den 03. Juni, 2002 - 09:58: |
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Tiffany : Die Anzahl der Versuche "bis zum ersten Erfolg" (schwarze Kugel) ist eine Zufallsvariable X. Die Wahrscheinlichkeit, erstmalig beim k-ten Versuch Erfolg zu haben (d.h.: k-1 mal weiss, beim k-ten mal schwarz) ist P(X=k ) = (1-1/n)^(k-1)*(1/n); k in IN. Beachte, dass unendlich viele Kugeln vorhanden sind, die Erfolgswahrscheinlichkeit also für jeden Zug dieselbe ist. Gesucht ist nun der Erwartungswert E(X) = sum[k=1...oo]k*P(X=k) = (1/n)*sum[k=1...oo]k*(1-1/n)^(k-1). Beachte, dass sum[k=1...oo] k*q^(k-1) = 1/(1-q)^2 ; |q| < 1. Daher E(X) = n. mfg Orion |
Tiffany (t_l)
Mitglied Benutzername: t_l
Nummer des Beitrags: 22 Registriert: 01-2002
| Veröffentlicht am Montag, den 03. Juni, 2002 - 14:52: |
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Hm, was ist aber mit der folgenden Argumentation: Ein idealisiertes Modell der Urne ist eine Urne mit n Kugeln (1 schwarze + (n-1) weisse). Ziehe ich nun Kugeln aus der idealisierten Urne, erhalte ich im guenstigsten Falle im 1. Versuch die schwarze, im unguenstigsten erst im n. Versuch. Im Mittel braeuchte ich also (n+1)/2 Versuche zum Erfolg. Kann man diese Ueberlegung nicht durchaus anstellen? Gruss, Tiffany |
orion (orion)
Erfahrenes Mitglied Benutzername: orion
Nummer des Beitrags: 250 Registriert: 11-2001
| Veröffentlicht am Montag, den 03. Juni, 2002 - 21:05: |
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Tiffany : Bei deinem idealisierten Urnenmodell hat natürlich das Ziehen "mit Zurücklegen" zu erfolgen. Das was du als "günstigsten" Fall bezeichnest, hat die Wahrscheinlichkeit P(X=1) = 1/n , der "ungünstgste " Fall dagegen die kleinere Wahrscheinlichkeit P(X=n) = (1-1/n)^(n-1)*1/n. Man darf daher nicht einfach die beiden Anzahlen mit demselben Faktor 1/2 gewichten. Um den Erwartungswert zu erhalten, hat man auch die übrigen Ereignisse X=2,...,n-1 zu berücksichtigen. Anders sieht es aus, wenn man Ziehen ohne Zurücklegen betrachtet (was natürlich nicht der ursprünglichen Aufgabenstellung entspricht): Jetzt ist nämlich P(X=k) = ((n-1)/n)*((n-1)/(n-2))*...*((n-k+1)/(n-k+2)* *1/(n-k+1) = 1/n für k=1,2,...,n Also E(X) = (1+2+...+n)/n = (n+1)/2. mfg Orion
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