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Katja (Krümel)
| Veröffentlicht am Samstag, den 12. Mai, 2001 - 17:23: |
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Hallo ihr da draußen! Ihr seid meine letzte Rettung!! Bisher konnte mir noch niemand sagen, wie ich aus einer gegebenen Funktion explizit eine Fourierreihe entwickle... - wahrscheinlich bin ich zu blöd, aber ich wäre euch echt dankbar, wenn ihr es mir (ansatzweise?) erklären könntet! Z.B. soll ich folgende Funktion entwickeln: f(x)= 1 ( -p < x < 0) f(x)= 0 ( 0 < x £p) Danke im voraus! Krümel_ |
H.R.Moser,megamath.
| Veröffentlicht am Sonntag, den 13. Mai, 2001 - 16:53: |
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Hi Katja, Bei der nachfolgenden Herleitung gehe ich rein formal vor und lasse zunächst alles Drum und Dran (Konvergenznachweis etc ) weg. Die von Dir vorgelegte Funktion f(x) , welche in eine Fourier-Reihe entwickelt werden soll, ist periodisch mit der Periode 2 * Pi ; [-Pi,Pi] ist das Hauptintervall von x. Die Entwicklung lautet: f(x) = ao + sum [an * cos (n* x) + bn * sin (n* x)] Der Summationsindex n in der unendlichen Reihe läuft von n = 1 bis unendlich Die Fourierkoeffizienten ao, an , bn werden als Integrale folgendermassen berechnet: ao = 1 / (2 * Pi) * int [ f(t) * dt ] an = 1/ Pi * int [f (t) * cos (n * t) * dt ] ,n = 1 , 2 , 3 ,.... bn = 1/ Pi* int [f (t) * sin (n * t) * dt ] . n = 1 . 2 . 3 . ...... Grenzen der Integrale : untere Grenze - Pi, obere Grenze Pi Durchführung: ao = 1 / (2*Pi) * { int [1* dt ] + int [0 * dt] } untere Grenze des ersten Integrals t = - Pi , obere t= 0 , untere Grenze des zweiten Integralas t = 0 , obere t = Pi , somit kommt ao = ½ an = 1 / Pi* { int [1* cos( n * t ) * dt ] + int [0* sin(n* t) * dt ] } Grenzen wie oben. Das zum ersten Integral in der geschweiften Klammer gehörige unbestimmte Integral ergibt 1 / n * sin ( n * t ) Setzt man die Grenzen ein, so erhält man den Wert 0 - 1/n * sin (n * Pi) = 0 für alle Werte n = 1 , 2 . 3 . ... Das zweite Integral ist ohnehin null, sodass an = 0 für alle n gilt Dieses Resultat war für den Kenner der Materie zu erwarten bn = 1 / Pi* { int [1 * cos(n * t ) * dt ] + int [ 0* cos(n*t) * dt ] } Dieselben Grenzen wie oben, Das zum ersten Integral in der geschweiften Klammer gehörende Unbestimmte Integral ist - 1 / n * cos ( n* t) ,setzt man die Grenzen ein (achte auf die Vorzeichen),so erhält man zusammen mit dem Faktor 1 / Pi bn = 1 /(n* Pi) * [ cos (n*Pi) - 1 ] Die eckige Klammer nimmt für gerade n den Wert null, für Ungerade n den Wert - 2 an. Somit ist bn nur für die ungeraden n von null verschieden und nimmt dann den Wert - 2 / (n*Pi) an. Ungerade n charakterisieren wir mit der Beziehung: n = 2* k - 1 , k = 1,2,3,.... Die gesuchte Reihe für f(x) lautet somit: f(x) = ½ - 2 / Pi * sum [ uk ] , k = 1,2,3...... ad infinitum, mit uk = 1 / (2*k-1) * sin [ ( 2* k - 1 ) * x ] °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Mit freundlichen Grüssen H.R.Moser,megamath. |
Katja (Krümel)
| Veröffentlicht am Sonntag, den 13. Mai, 2001 - 18:28: |
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Hi! Ich kann nur sagen: DANKE!! Jetzt dürfte es mir etwas leichter fallen, meine Aufgaben auf die Reihe (sprichwörtlich *gg*) zu bringen! Danke, Katja |
H.R.Moser,megamath.
| Veröffentlicht am Montag, den 14. Mai, 2001 - 21:00: |
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Hi Katja, Noch eine Zugabe für Dich in Form zweier Fourier-Reihe. 1.Beispiel. Im x-Intervall [- Pi , Pi] ist die Funktion f(x) = x gegeben , die mit der Periode 2 * Pi nach links und rechts fortgesetzt wird. In der grafischen Darstellung erhält man lauter unter 45° gegen die x-Achse geneigte Strecken, die die Periodizität ausdrücken. Nur im Bereich [-Pi,Pi] gilt y = x und damit werden wir uns im folgenden beschäftigen. Im Bereich [Pi, 3*Pi] gilt y = x - 2 * Pi u.s.w. Stelle eine Skizze der Strecken dar, die wir nun durch eine Fourier -Reihe approximieren wollen.. Da wir es mit einer ungeraden Funktion zu tun haben, für welche f (-x) = - f (x) gilt, sind alle Fourierkoeffizienten an = 0, für die Koeffizienten bn setzen wir bn = 1 / Pi * int [ x * sin ( n* x ) * dx ] , untere Grenze -Pi, obere Grenze Pi. Aus Symmetriegründen können wir schreiben: bn = 2 / Pi * int [ x * sin ( n * x ) * dx ] , mit der neuen und bequemeren unteren Grenze null, obere Grenze ist nach wie vor Pi. Durch partielle Integration erhalten wir schliesslich nach Vereinfachungen für das bestimmte Integral den Wert (-1) ^ (n+1) * Pi / n , mithin für bn das Ergebnis: bn = (-1)^(n+1) * 2 / n . Die Fourier-Reihe lautet demnach: f(x) = x = 2 * [ sin x / 1 - sin ( 2 x ) / 2 + sin ( 3 x ) / 3 - +.......] °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Setzt man hier x = Pi/2 ein, so erhält man die bekannte Leibnizsche Reihe Pi/ 4 = 1 - 1 / 3 + 1/5 - +.......... °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° 2.Beispiel Für das Intervall [-Pi,0] gilt f(x) = - x , für das Intervall [0,Pi] gilt f(x) = x. Damit erhält man bei periodischer Fortsetzung mit der Periode 2 * Pi einen Linienzug mit Knickstellen bei den x.-Werten xk = k * Pi. Für ao erhalten wir den Wert ao = Pi, für ungerade Werte von n kommt an = - 4 / (Pi * n^2 ), für alle geraden n wird an null; sämtliche Koeffizienten bn sind a priori null. Daher lautet die Fourier- Reihe: f(x) = Pi / 2 - 4 / Pi * [ cos x /1^2 + cos(3 x)/3^2 + cos(5 x)/5^2 +.....] °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Für x = 0 erhalten wir die hübsche Formel: [(Pi) ^ 2] / 8 = 1 / 1 ^ 2 + 1 / 3 ^ 2 + 1 / 5 ^ 2 +.......... Mit freundlichen Grüssen H.R.Moser,megamath. |
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