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Christian
| Veröffentlicht am Donnerstag, den 24. August, 2000 - 13:11: |
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Hallo, in einem Dreieck ABC ist ein Dreieck eingezeichnet, welches die drei Höhenfußpunkte miteinander verbindet.Ich suche nun den Beweis, warum dieses eingeschriebene Dreieck den kleinsten Umfang aller möglichen Dreiecke hat,wobei jeder Eckpunkt der eingezeichneten Dreiecke auf einer anderen Seite des Dreiecks ABC liegen muß. Schon vorab vielen Dank |
H.R.Moser,megamath.
| Veröffentlicht am Freitag, den 25. August, 2000 - 08:04: |
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Hallo Christian, Das von Dir zur Diskussion gestellte Problem stammt ursprünglich vom italienischen Mathematiker Fagnano (1682 -1766), der es mit Hilfe der Differentialrechnung auch löste. Fagnano schätzte es übrigens, wenn man ihn mit allen seinen Vornamen und Titeln ansprach: Carlo Bernardino Benedetto, Marquis von Toschi und Sant' Onofrio, Fagnano di Fagnani Ein rein geometrischer Beweis stammt vom ungarischen Mathematiker Lipot Fejér aus seiner Studentenzeit. Dieser Beweis ist verblüffend einfach und besticht durch seine Eleganz. Im folgenden gebe ich an einem numerischen Beispiel den rechnerischen Beweis im Sinne von Fagnano und eine Skizze des Fejérschen Beweises für beliebige spitzwinklige Dreiecke Der Satz selbst lautet: Das einem spitzwinkligen Dreieck ABC einbeschriebene Dreieck kleinsten Umfangs ist das Höhenfusspunktdreieck. N.B. Das Problem von Fagnano hat keine Lösung, wenn ABC ein stumpfwinkliges Dreieck ist ! Für das Verständnis der folgenden Ausführungen ist eine gute Skizze als Leitfigur entscheidend. Die Beweisführung selbst wird in mehrere kleine Schritte zerlegt. Von Schritt 6 an trennen sich die Wege in einen rein geometrischen und einen rechnerischen Teil . 1.Schritt Dem Dreieck ABC wird ein beliebiges Dreieck PQR einbeschrieben. Dabei liegt P auf der Seite BC , Q auf CA und R auf AB. 2.Schritt P ' ist der an CA gespiegelte Punkt zu P P '' der an AB gespiegelte Punkt zu P 3.Schritt Man bildet die Summe der Seitenlängen des Dreiecks PQR , also den Umfang u dieses Dreiecks: u = PQ + QR + RP . Dafür lässt sich wegen der Spiegelung auch setzen: u = P'Q + QR + RP '' 4.Schritt Kommentar: dies ist ein i.a . gebrochener Streckenzug, der von P ' nach P'' führt. Er soll so kurz wie möglich sein; dazu ist erforderlich, dass er gerade ist, d.h. die Punkte Q und R müssen für jede Wahl des Punktes P auf AB auf der zugehörigen Geraden P ' P '' liegen 5.Schritt Schussfolgerung Für jede Wahl von P auf AB besitzt dasjenige einbeschriebene Dreieck PQR den kleinsten Umfang, dessen Ecken Q und R auf der Verbindungsgeraden v der Spiegelpunkte P ' , P '' liegen. Hier trennen sich die Wege in einen rechnerische Teil (A) und einen geometrischen Teil (B) Fortsetzung folgt demnächst Bis dann ! H.R.Moser,megamath |
H.R.Moser,megamath.
| Veröffentlicht am Freitag, den 25. August, 2000 - 09:33: |
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Hi Christian. In einer Fortsetzung folgt die Methode (A) der Berechnung mit Hilfe der Differentialrechnung nach Fagnano Beweismethode (A) Wir wählen ein rechtwinkliges Koordinatensystem so, dass die Ecken des Dreiecks folgende Koordinaten haben: A (- a / 0 ) , wobei a > 0 gilt ; B ( b / 0 ) , C ( 0 / c ). Der Punkt P auf der Seite AB hat die variable x-Koordinate t: P( t / 0 ) mit - a < = t < = b Eine etwas anspruchsvolle Berechnung liefert die Koordinaten x ', y ' des Spiegelpunktes P ' und danach auch die Koordinaten x '' , y '' des zweiten Spiegelpunktes P '' : x ' = (2* b * c ^ 2 + b ^ 2 * t - c ^ 2 * t ) / ( b^2 + c^2 ).................( a ) y ' = ( b - t ) * 2* b * c / ( b ^ 2 + c ^ 2 )........................................ ( b ) x '' = ( - 2 * a * c ^ 2 + a ^ 2 * t - c ^ 2 * t ) / ( a ^ 2 + c ^ 2 )........( c ) y '' = (a + t ) * 2 * a * c / ( a ^ 2 + c ^ 2 ).........................................( d ) Zur Vereinfachung der nachfolgenden Rechnung wählen wir ein numerisches Beispiel: a = 1 , b = 2 , c = 2 Wir erhalten: x ' = 2 , y ' = 2 - t , x '' = - (8 + 3*t ) / 5 , y '' = 4 / 5 * (1 + t ). Mit f(t) bezeichnen wir das Quadrat des Abstandes der Punkte P ' , P '' , welcher minimal werden soll Es gilt: f(t) = (x ' - x '' ) ^ 2 + ( y ' - y '' ) ^ 2 = = 9 / 25 * { ( 6 + t ) ^ 2 + ( 2 - 3 t ) ^ 2 } = 9 / 25 * ( 10 * t ^ 2 + 49 ) f(t) wird minimal für t = 0 , der entsprechende Punkt P(t) fällt mit dem Nullpunkt zusammen und ist identisch mit dem Fusspunkt der Höhe hc durch die Ecke C des Dreiecks ABC. Man beachte , dass in der Funktion f(t ) das lineare Glied in t fehlt; Das ist auch im allgemeinen Fall so, wie eine ausführliche und beschwerliche Rechnung zeigt: Stets stellt sich das Minimum von f(t) für t = 0 ein. Auf diese Weise erhalten wir für den Extremalfall: Alle Punkte P,Q, R fallen mit den jeweiligen Höhenfusspunkten zusammen q.e.d. Fortsetzung folgt ! Gruss H.R.Moser,megamath |
H.R.Moser,megamath.
| Veröffentlicht am Freitag, den 25. August, 2000 - 13:00: |
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Hi Christian, Es folgt der dritte und letzte Teil (B) meiner Ausführungen zum Problem von Fagnano, eine Skizze des Beweises von Fejér. 1.Schritt Dem Dreieck ABC wird ein beliebiges Dreieck PQR einbeschrieben. Dabei liegt P auf der Seite BC , Q auf CA und R auf AB. 2.Schritt P ' ist der an CA gespiegelte Punkt zu P P '' der an AB gespiegelte Punkt zu P 3.Schritt Man bildet die Summe der Seitenlängen des Dreiecks PQR , also den Umfang u dieses Dreiecks: u = PQ + QR + RP . Dafür lässt sich wegen der Spiegelung auch setzen: u = P'Q + QR + RP '' 4.Schritt Kommentar: dies ist ein i.a . gebrochener Streckenzug, der von P ' nach P'' führt. Er soll so kurz wie möglich sein; dazu ist erforderlich, dass er gerade ist, d.h. die Punkte Q und R müssen für jede Wahl des Punktes P auf AB auf der zugehörigen Geraden P ' P '' liegen 5.Schritt Schlussfolgerung Für jede Wahl von P auf AB besitzt dasjenige einbeschriebene Dreieck PQR den kleinsten Umfang, dessen Ecken Q und R auf der Verbindungsgeraden v der Spiegelpunkte P ' , P '' liegen. 6.Schritt AP ' und AP '' sind die Bilder der Strecken AP bei der im zweiten Schritt erwähnten Spiegelungen. Somit gilt die Gleichheit der Streckenlängen: A P ' = A P '' ( = A P ) , d.h. das Dreieck A P ' P '' ist gleichschenklig und der Winkel an der Spitze A ist doppelt so gross wie der Innenwinkel alpha des Dreiecks ABC bei A, also: Winkel P ' A P '' = 2 * alpha. 7.Schritt Wir stellen fest, dass dieser Winkel an der Spitze des gleichschenkligen Dreiecks konstant ist und nicht von der Wahl des Punktes P auf der Seite BC abhängt ! 8.Schritt Wir erhalten eine möglichst kurze Basis P' P'' (wie im Schritt vier verlangt) des gleichschenkligen Dreiecks A P ' P '' , wenn wir einen Schenkel minimalisieren , d..h. wenn wir erreichen, dass AP möglichst klein wird. (es gilt ja A P ' = A P '' = A P ) nach Schritt 6. 9.Schritt Dies ist genau dann erreicht ,wenn AP der kürzeste Abstand des Punktes A von der Seite BC ist. Schluss: A P muss senkrecht auf BC stehen ,mit anderen Worten: P ist der Fusspunkt der Höhe ha durch A auf der Seite BC. 10.Schritt Dieselben Ueberlegungen gelten für die beiden anderen Seiten CA und AB: im Extremalfall sind BQ und CR die Höhen von B und C aus Damit ist dieser sehr schöne Beweis zu Ende geführt. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath. |
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