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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4500 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Dienstag, den 12. Oktober, 2004 - 19:03: |
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Hi allerseits In der Aufgabe LF 490 geht es wieder darum, durch zwei projektive Geradenbüschel einen Kegelschnitt zu erzeugen. Die projektiven Büschel haben ihre Zentren im Nullpunkt O und im Einheitspunkt E(1/0) der x-Achse. Die Büschelgeraden des ersten Büschels drehen sich mit konstanter Winkelgeschwindigkeit im positiven Drehsinn um O, die Geraden des zweiten Büschels drehen sich mit doppelter Winkelgeschwindigkeit um E, ebenfalls im positiven Sinn. So ist das gemeint: Erstes Büschel: Richtungswinkel phi der Geraden g: phi = tau. Zweites Büschel: Richtungswinkel phi der Geraden h: phi = 2 tau Man ermittle die Ortskurve c des Schnittpunktes S von g und h. Von c sind die Hauptdaten anzugeben. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath
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Tl198 (Tl198)
Senior Mitglied Benutzername: Tl198
Nummer des Beitrags: 1646 Registriert: 10-2002
| Veröffentlicht am Dienstag, den 12. Oktober, 2004 - 21:40: |
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Hi megamath, ich erhalte diesmal einen Kreis: g: y = tan(tau)*x h: y = tan(2*tau)*x - tan(2*tau) Mit tan(2*x) = 2*tan(x)/(1-tan(x)^2) Liefert mir: x = 2*cos(tau)^2 y = 2*sin(tau)*cos(tau) Oder ohne tau: (x-1)^2 + y^2 = 1 Ein Kreis um E als Mittelpunkt mit dem Radius 1! mfg |
Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4501 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 13. Oktober, 2004 - 08:49: |
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Hi Ferdi Deine Herleitung und das Ergebnis sind richtig! Besten Dank. Das Resultat ist plausibel und auch mit elementarer Planimetrie durchschaubar. Wir zeichnen den Kreis k mit E als Mittelpunkt, der durch den Nullpunkt O geht. Die Gerade durch O mit dem Richtungswinkel tau schneidet k nochmals im Punkt S. Das Dreieck EOS ist gleichschenklig und hat somit zwei gleiche Basiswinkel tau in O und S. Der Außenwinkel bei E beträgt 2 tau ; da er zugleich den Richtungswinkel der Geraden ES darstellt, erfüllt die Konfiguration die Anforderung der gestellten Aufgabe. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath
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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4502 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 13. Oktober, 2004 - 17:29: |
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Hi allerseits Es folgt ein kleiner Nachtrag zu den vorhergehenden Aufgaben. Die Ausführungen haben den Zweck, die Bedeutung der Projektivität für Kegelschnitte zu unterstreichen. Ein weiteres Ziel besteht darin, ein Bild zu Meditationszwecken herzustellen, das geeignet ist, die Zusammenhänge besser zu erkennen. Die Figur entsteht so: Wir gehen aus von einem Kreis, Mittelpunkt M Radius r beliebig. Außerhalb des Kreises liegt der Punkt P. Die Tangenten an den Kreis durch P sind die Geraden b und c, welche den (spitzen) Winkel phi bilden, der M zugewendet ist. Diese Tangenten bleiben während der ganzen Meditation fest, damit ist phi eine Konstante. Eine dritte Kreistangente t ist hingegen beweglich; sie rollt auf dem Kreis ab. Momentaufnahme: t schneidet b in B und c in C. Im Dreieck PBC sind die Innenwinkel die folgenden: phi bei P, beta bei B , gamma bei C. Ein kurzes elementargeometrisches Statement ergibt: Für den Winkel psi = Winlel BMC bei M gilt psi = ½ (beta + gamma ) = ½ (Pi – phi) Konsequenz Der Winkel psi ist während des ganzen Abrollprozesses konstant: Dies bedeutet: Beim Abrollen der Tangente t = BC beschreiben die Strahlen MB und MC kongruente und damit auch projektive Strahlenbüschel. Diese Projektivität überträgt sich durch den Schnittvorgang auf die Geraden b und c . Mit anderen Worten: Die Punktreihen B…auf b und C …auf c sind projektiv. Die Verbindungsgeraden BC sind die Tangenten t ; diese bestimmen als Enveloppe den Kreis, und damit hat sich der Kreis geschlossen. Vor dem geistigen Auge spielt sich ein weiterer Prozess ab, auf den ich später eingehen werde. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath
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Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4504 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 13. Oktober, 2004 - 19:24: |
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Hi allerseits Mit der letzten Bemerkung ist das Folgende gemeint: Projiziert man die Kreisfigur mit den beiden festen Tangenten b und c und der beweglichen Tangente t zentral auf eine andere Ebene, so entsteht aus dem Kreis eine Ellipse, Parabel oder Hyperbel, samt zwei festen und einer beweglichen. Tangente. Da das Doppelverhältnis von vier Punkten einer Geraden eine Invariante bei Zentralprojektion ist, sind die beiden Punktreihen auf den projizierten Geraden nach wie vor projektiv. Die Verbindungsgeraden entsprechender Punkte hüllen den KS ein. Der direkte Beweis dieses Sachverhalts für Kegelschnitte ist schwierig; es helfen keine elementaren Winkelsätze der Planimetrie. Daher ist der Umweg über die Zenralprojektion zum Kreis sehr nützlich und hilfreich. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath
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Tl198 (Tl198)
Senior Mitglied Benutzername: Tl198
Nummer des Beitrags: 1648 Registriert: 10-2002
| Veröffentlicht am Mittwoch, den 13. Oktober, 2004 - 19:59: |
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Hi megamath, weißt du zufällig ob soetwas heutzutage noch Vorlsungsstoff in Deutschland ist? Das finde ich sehr interesant, würde ich gerne mehr drüber erfahren...Aber ich glaube das würde den Rahmen des Forums sprengen. mfg |
Megamath (Megamath)
Senior Mitglied Benutzername: Megamath
Nummer des Beitrags: 4505 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, den 14. Oktober, 2004 - 10:51: |
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Hi Ferdi Deine Fragen zum Angebot an Geometrievorlesungen kann ich leider nur sehr summarisch beantworten. Ich empfehle Dir, in Google unter den Stichwörtern „Geometrie“, „projektive Geometrie“, „homogene Koordinaten“ etc. nachzusehen. Zwei Adressen füge ich hier bei: 1. http://www.math.ethz.ch/undergraduate/lectures/ws0304/other/geometrie_BAUG/dokumente/00Uebersicht.pd f 2. http://www.ag.jku.at/um/geos1.pdf Jedenfalls: An der ETH in Zürich wird die Geometrie an mehreren Abteilungen nach wie vor äußerst pfleglich und intensiv behandelt! In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein sehr interessantes Buch hinweisen, das ich kürzlich gekauft habe: Verlag Vieweg Albrecht Beutelspacher und Ute Rosenbaum Projektive Geometrie Schon das Vorwort ist lesenswert und aufschlussreich. Da sind viele Deiner Fragen zum Stellenwert der Geometrie sehr geistreich beantwortet. Die Verfasser nehmen auch Stellung zur zentralen Frage der Stoffauswahl bei der Behandlung der projektiven Geometrie. Zitat aus dem Vorwort: „Dies bedeutet schmerzliche Einschnitte in den im 19.Jahrhundert kanonisierten Stoff der projektiven Geometrie. Bei uns gibt es weder Doppelverhältnisse noch harmonische Lagen…. Projektivitäten fehlen und Kollineationsgruppen werden nicht thematisiert…“ Ende Zitat. Ein Trost In der LF-Serie tauchen diese Dinge weiterhin auf; ich habe noch ein paar Perlen bereitgestellt! Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser.megamath
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