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Benedikt Hock (ben2001)
Neues Mitglied Benutzername: ben2001
Nummer des Beitrags: 1 Registriert: 02-2002
| Veröffentlicht am Samstag, den 12. Juli, 2003 - 22:18: |
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Hallo! Ich bitte um eine kurze Begründung, warum der Punkt [0,0,0] in der projektiven Ebene nicht existiert. Im Voraus schon mal danke! |
Orion (orion)
Senior Mitglied Benutzername: orion
Nummer des Beitrags: 633 Registriert: 11-2001
| Veröffentlicht am Sonntag, den 13. Juli, 2003 - 14:58: |
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Benedikt, Die projektive Ebene P2(K) über einem Körper K ist folgendermassen definiert: Für Vektoren x,y € K3 ungleich (0,0,0) erklärt man zunächst eine Aequivalenzrelation x aequivalent y :<=> y=lx mit l0. Die zugehörigen Aequivalenzklassen P= [x] sind die Punkte . Eine solche Klasse [u] soll ebenso als Gerade g definiert werden. Dabei soll gelten: P inzidiert mit g :<=> ux = 0. ( bezeichnet das Skalarprodukt). Dann gilt die Inzidenzaussage (und das will man ja erreichen): Zwei verschiedene Geraden g=[u] und h=[v] inzidieren mit genau einem Punkt (nämlich mit P=[u x v]). Würde man nun [(0,0,0)] als Punkt zulassen, so würde dieser mit jeder Geraden inzidieren.
mfG Orion
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H.R.Moser,megamath (megamath)
Senior Mitglied Benutzername: megamath
Nummer des Beitrags: 2244 Registriert: 07-2002
| Veröffentlicht am Sonntag, den 13. Juli, 2003 - 15:00: |
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Hi Benedikt, Deine Frage bezieht sich offenbar auf die homogenen Koordinaten des R2. Durch die Definition x = X / T, y =Y / T werden einem Punkt P der euklidischen Ebene den gewöhnlichen (nicht homogenen) kartesischen Koordinaten x , y ebensolche homogene Koordinaten X,Y,T zugeordnet. Man schreibt dann P(x/y) = P(X/Y/T). Die homogenen Koordinaten sind nur bis auf Proportionalität bestimmt So stellen die Tripel (247 / - 65 / 26) und (19/-5/2) denselben Punkt P dar; die rechtwinkligen Koordinaten dieses Punktes lauten x = 9,5 ; y = - 2,5. Das dürfte bekannt sein. Durch die Einführung der homogenen Koordinaten können auch die uneigentlichen Elemente der Ebene erfasst werden. Beispiele: (1/1/0) ist der unendlich ferne Punkt der Geraden y = x Die Gleichung T = 0 ist die Gleichung der unendlich fernen Gerade der Ebene in homogenen Koordinaten Der Kreis x^2 + y^2 – r^2 = 0 hat in homogenen Koordinaten die Gleichung X^2 + Y^2 – r^2 T^2 = 0, die Gleichung der zugehörigen Polaren lautet: X1 X + Y1 Y – r^2 T1 T = 0 Für den Nullpunkt (0//0/1) als Pol erhält man die Polare mit der Gleichung T = 0 , also die unendlich ferne Gerade. Ein wichtiger Aspekt ist der folgende: X = 0 ist die Gleichung der y-Achse. Die Punkte mit X = 0 und T nicht null liegen auf der y-Achse, kommt T = 0, aber Y nicht null dazu, so liegt der unendlich ferne Punkt der y-Achse vor. Y = 0 ist die Gleichung der x-Achse. Die Punkte mit Y = 0 und T nicht null liegen auf der x-Achse, kommt T = 0, aber X nicht null dazu, so liegt der unendlich ferne Punkt der x-Achse vor. Die x-Achse und die y-Achse werden zusammen mit der unendlichfernen Geraden T = 0 dazu benützt, das System der Dreieckskoordinaten mit homogenen Koordinaten zu definieren. Dabei wäre es sinnlos, Punkte mit homogenen Koordinaten (0/0/0) anzusetzen, da es dafür keine geometrische Interpretation gibt. Das erwähnte System mit den drei Geraden X = 0, Y = 0, T = 0 deckt alles ab, die eigentlichen und uneigentlichen Elemente. Mit freundlichen Grüßen H.R.Moser,megamath
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Benedikt Hock (ben2001)
Neues Mitglied Benutzername: ben2001
Nummer des Beitrags: 2 Registriert: 02-2002
| Veröffentlicht am Sonntag, den 13. Juli, 2003 - 17:49: |
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Danke für die ausführlichen Antworten. Hab nämlich morgen Seminar "Projektive Geometrie". Mein Thema: Kegelschnitte.
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